Konzertprogramm 01.05.2010, Münster (Paulusdom)

Paulusdom, Münster (Foto: Guido Gerding)
Max Reger (1873-1916)
Choralfantasie „Halleluja! Gott zu loben bleibe meine Seelenfreud!“ op. 52 Nr. 3
Robert Schumann (1810-1856)
4 Skizzen für den Pedalflügel, op. 58
Louis Vierne (1870-1937)
Symphonie Nr. 5 a-moll op. 47

Presseecho

Häuslich und elegant

Konzert an der Domorgel

Günter Moseler

Münster. Wenige Töne eines Choralthemas genügten ihm, um die (Orgel-) Welt schier aus den Angeln zu heben: Der Spätromantiker Max Reger (1873-1916) war ein Monumentalist mit Gespür für Nuancen, ein Epiker mit Sinn fürs Detail. Das vorletzte „Orgelkonzert zur Osterzeit“ im Dom begann Organist Eberhard Lauer aus Hamburg mit Regers Choralfantasie „Halleluja! Gott zu loben bleibe meine Seelenfreud!“ und demonstrierte trotz zurückhaltender Registrierung die Übermacht ungebremster Klanggewalten.

Gleich zu Anfang muss der Organist hier über die Pedale hüpfen, aber Lauer behielt festen Tritt und die über drei Manuale verteilten Akkordfolgen blähten sich weit. Terzen, Sexten und engmaschige Figurationen bahnten der Choralstimme den Weg, die im vierfachen Fortissimo eher ideell denn faktisch inmitten polyphoner Stimmfluten zu hören war.

Robert Schumanns vier „Skizzen für Pedalflügel“ op. 58 klingen wie Orgelwerke, die sich an ihre Kindheit als Klavierstücke erinnern. Ursprünglich für den kurzfristig modischen Typus des Pedalflügels vorgesehen, ist alles an den häuslichen Melodeien überaus handlich eingerichtet. Aber Lauer vermochte den pianistischen Exkursen auf Orgelterrain durchaus pointierte Wendungen abzugewinnen.

Die „Symphonie“ Nr. 5 a-Moll op. 47 von Louis Vierne forderte die Klais-Orgel dann in all ihrer gewichtigen Klanglichkeit, vom verhangenen „Grave“ bis zum edelmütigen „Larghetto“ und den triumphalen Gesten des Finales. Lauer behielt die Eleganz dieses französischen Großformats stets im Blick, ohne die imperiale Attitüde zu unterschlagen. Ein großartiges Konzert voller spannender Gegensätze.

Münstersche Zeitung, 03.05.2010